Antonio Gramsci
Antonio Gramsci (1891-1937)
Der 1891 geborene Politiker und marxistische Theoretiker Antonio Gramsci gehörte zu den Begründern der Kommunistischen Partei Italiens. Von 1924 bis zu seiner Verhaftung durch die Mussolini-Faschisten im Jahre 1926 war er Abgeordneter im italienischen Parlament. In Jahrelanger Gefängnishaft verfasste Gramsci 32 Hefte mit politischen, theoretischen und historischen Texten. Sie sind als Gefängnishefte bekannt und bilden eines der bedeutendsten Werke marxistischen Denkens.
Neben diesem Hauptwerk, das erst posthum erscheinen konnte, ist Gramsci jedoch auch als Aktivist und Theoretiker der italienischen Rätebewegung bekannt geworden. In Turin gab er ab 1919 die Zeitung "Ordine Nuovo" (Neue Ordnung) heraus, die zur entscheidenden Unterstützerin der Bewegung wurde
Gramsci und sein Mitstreiter Palmiro Togliatti riefen in einem Leitartikel der zur Gründung von Arbeiterräten in den Fabriken Turins auf und brachten dadurch die Bewegung voran. Ende 1919 waren etwa 120.000 Turiner Arbeiter in Räten organisiert. Die Arbeiterinnen und Arbeiter brachten die Fabriken unter ihre Kontrolle und organisierten die Produktion in Selbstverwaltung. Gramsci beteiligte sich auch persönlich an den Fabrikversammlungen und wurde zum Sprächer und Vordenker der italienischen Rätebewegung
Im Ordine Nuovo wurden im Nachgang der Oktoberrevolution auch die Erfahrungen der russischen Sowjets diskutiert. Gramsci propagierte für Turin ein Rätekonzept, welches die Schaffung einer revolutionären Kultur selbst organisierter Produzenten vorsah. Die Räte waren für ihn nicht nur Instrument zur Machteroberung, sondern Keimzelle einer zukünftigen kommunistischen Gesellschaft.
Deshalb war es folgerichtig, dass im November 1919 auch eine Kulturschule für die politische Bildung der Arbeiterräte entstand. Gramsci hielt dort zahlreiche Vorträge, die ein bedeutender Beitrag zur Weiterentwicklung seiner Rätetheorie waren. Diese Theorie entstand wäre ohne direkte Auseinandersetzung mit der Praxis der Räte jedoch nicht möglich gewesen - Gramsci stand daher auch stets für die konkrete Zusammenarbeit zwischen Intellektuellen und politischer Bewegung.
Texte von Antonio Gramsci im International Marxists’ Archive:
http://www.marxists.org/deutsch/archiv/gramsci/index.htm