Vom Sozialismus zur Wirtschaftsdemokratie?
Ein kurzer Abriss über Ideen ökonomischer Demokratie in der deutschen Arbeiterbewegung
Bis heute wird die Unterscheidung zwischen Sozialismus und Kapitalismus oft missverständlich auf den Gegensatz zwischen »Staat« und »Markt« und das assoziierte Gegensatzpaar »Planung« vs. »Freiheit« reduziert. Im Gegensatz zu dieser landläufigen Vorstellung spielten jedoch Freiheit und Demokratie in der Ideengeschichte des Sozialismus immer eine zentrale Rolle. Zwar gab es in der frühen Neuzeit eine ganze Reihe frühsozialistischer Utopien mit deutlich autoritären Zügen, von denen Thomas Moores »Utopia« die bekannteste und prägendste ist.
Die weitere Ideengeschichte des Sozialismus ist jedoch eng verbunden mit der Französischen Revolution und der Forderung, das hier gewagte demokratische Experiment auszuweiten. Der klassische Liberalismus hingegen war stets von einem gewissen Misstrauen geprägt: nicht allzu viele und vor allem nicht die besitzlosen Massen sollten an der Gestaltung der Gesellschaft teilhaben – in der Regel wurde nur erwachsenen Männern mit festem Wohnsitz und Eigentum das Wahlrecht zugestanden, oft gestaffelt nach dem Steueraufkommen wie im preußischen Dreiklassenwahlrecht. Riesige Bereiche der Gesellschaft waren von der Demokratie abgekoppelt. Der Staat war teilweise demokratisiert, aber die Wirtschaft wurde unter alleiniger Kontrolle der Besitzer von Kapital und Boden belassen. Um diese Zustände zu beseitigen, wurde daher schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht nur die Gleichheit, sondern auch eine demokratische Kontrolle der Wirtschaft gefordert.
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