Der »Prager Frühling« und der Umgang mit Niederlagen
Eine Verteidigung gegen seine Verächter
Die Aufarbeitung und Neuvermessung sowie die öffentlichen Debatten des globalen Ereignisses »1968« fanden anlässlich des 40. Jahrestages ein lang anhaltendes publizistisches Echo. Demgegenüber hielt sich aus gleichem Anlass die Erinnerung an den »Prager Frühling« und die militärische Intervention von Warschauer Pakt-Staaten vom 21. August 1968 in Grenzen und verblieb in einem bloß kurzfristigen historischen »Aufpolieren« dieser Ereignisse in den einschlägigen Feuilletons. Vordergründig mögen die kulturelle Kritik und sozialen Protestbewegungen von New York über Paris bis Westberlin gegen die gesellschaftlichen Blockaden in den kapitalistischen Metropolen für den geschichtlichen Verlauf im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts bedeutsamer gewesen sein und daher für eine Erinnerungskultur inklusive ihrer Mythenbildung publizistisch mehr hergeben als die Aufarbeitung des definitiven Scheiterns der nachstalinschen Reformen in den staatssozialistischen Gesellschaften in der DDR und Osteuropa. Die eigentliche Herausforderung von »Prag ’68« liegt aber in einer
»Erinnerungskultur der Niederlage«.