Russische Bolschewiki und deutsche Linkssozialisten am Vorabend der deutschen Novemberrevolution. Beziehungen und Einflussnahmen
Die versuchte Beeinflussung der innenpolitischen Entwicklung Deutschlands durch die bolschewistische russische Regierung während der letzten Monate des Kaiserreichs – hauptsächlich aus der Sicht Lenins mit seinen Hoffnungen auf eine Revolution in Deutschland - ist jüngst auf neuester Quellengrundlage in einer exzellenten Studie von Alexander Vatlin untersucht worden. Ansonsten sind die seit „Perestroika“ bzw. „Wende“ in russischen und deutschen Einrichtungen den Wissenschaftlern frei zugänglichen Archivalien bisher kaum für den Themenbereich der Beziehungen zwischen den deutschen und russischen Sozialisten in den vorrevolutionären Monaten genutzt worden, abgesehen von einem Aufsatz des Verfassers mit benachbarter Thematik.[1] Diese Lücke soll mit der anschließenden Arbeit geschlossen werden. Dabei werden die Bestrebungen des russisch-bolschewistischen Botschafters in Berlin Adolphe A. Joffe zur Revolutionierung der deutschen Arbeiterschaft und die korrespondierenden Aktivitäten der deutschen Linkssozialisten (USPD, Spartakusgruppe, Revolutionäre Obleute)[2] im Mittelpunkt stehen.
Die Konfrontation des bolschewistischen Botschafters mit der Schwäche der deutschen Linken im Frühjahr 1918
Ende April 1918 kam nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen dem revolutionären Russland und dem deutschen Kaiserreich als russischer Botschafter Adolphe A. Joffe nach Berlin. Gleich nach seinem ersten offiziellen Besuch im Auswärtigen Amt führte sein nächster Weg in die Privatwohnung des zur Spartakusführung gehörenden 72jährigen Literatur- und Parteihistorikers Franz Mehring.[3] Denn die anderen prominenten Spartakusführer wie Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Leo Jogiches befanden sich in Haft, Clara Zetkin, auf Grund ihres Herzleidens nicht reisefähig, wohnte in Sillenbuch bei Stuttgart. Außer zur Spartakusgruppe nahm Joffe auch Kontakt zu den USPD-Führern auf.[4] Zum 1. Mai 1918 lud der russische Sozialist die führenden Genossen der Spartakusgruppe und der Unanhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands „in die Botschaft [auf der die rote Fahne gehisst war] zu einem festlichen Abendessen ein, es wurden Reden gehalten, kämpferische Worte, gute revolutionäre Losungen waren zu vernehmen – darin sind die Deutschen Meister…“ Dies berichtete Joffe voller Ironie nach Moskau. Die tatsächliche Situation der deutschen Linken wirkte auf den bolschewistischen Botschafter äußerst ernüchternd: „Eine reale Opposition gibt es nicht. Die Unabhängigen sind schlapp und ekelerregend prinzipienlos, sie sind zutiefst davon überzeugt, dass die Rettung nur in der Niederlage im Westen besteht, doch beeindruckt von der rohen Gewalt der deutschen Waffen fürchten sie sich vor einer möglichen Niederlage [der Entente]. Ihre gesamte Politik ist aufs Geratewohl gebaut und ist von Schwankungen gekennzeichnet, die von Explosionen der Hoffnungen auf den Sieg Frankreichs bis zur völligen Depression beim Fehlen oder der Minderung dieser Hoffnung reichen. Die Spartakisten sind völlig zerschlagen, der größere Teil von ihnen befindet sich zur Zeit im Gefängnis, die übrigen sind eingeschüchtert und kraftlos.“[5]
Joffe hatte die deutschen Linken an einem Tiefpunkt ihrer Entwicklung angetroffen. Zum einen waren USPD und die Spartakusgruppe von den massivsten staatlichen Unterdrückungsmaßnahmen seit Kriegsbeginn als Antwort auf die Massenstreiks von Ende Januar, Anfang Februar 1918 betroffen. Viele ihrer aktiven Mitglieder waren strafweise an die Front geschickt oder zu Gefängnisstrafen verurteilt worden, z. B. der USPD-Reichstagsabgeordnete und Parteisekretär Wilhelm Dittmann [sogar] zu mehrjähriger Festungshaft. Außer der direkten personellen Schwächung übte dies einen stark einschüchternden Einfluss auf die Arbeiterschaft aus, wie der Berliner Polizeipräsident von Oppen rückblickend in einem Stimmungsbericht am 22. Mai 1918 feststellte.[6] Vorher war mit der Unterzeichnung des Diktatfriedens mit Russland am 3. März und der am 21. März 1918 beginnenden, in den Zeitungen propagandistisch groß herausgestellten Westoffensive der deutschen Armee in der Bevölkerung die Hoffnung auf einen Siegfrieden erneut geschürt worden. In dieser Atmosphäre hatte die USPD bei einer Reichstagsnachwahl in der linken Hochburg Niederbarnim, ein Wahlkreis mit den östlichen und nordöstlichen Vororten Berlins, eine schwere Niederlage erlitten. Der Kandidat der Mehrheitssozialdemokratischen Partei hatte mit deutlichem Vorsprung vor dem Unabhängigen Sozialdemokraten gesiegt.[7] Die Bestürzung und teilweise Kopflosigkeit bei der USPD war immens. „Seit dem Ausfall der Wahl in Niederbarnim zittern diese Helden sehr für ihre Mandate. Auch Dittmanns Strafe schwebt ihnen abschreckend vor. Mit den Leuten ist die Welt nicht zu erobern…“[8] Dieses negative Urteil der Assistentin der Spartakusführung Mathilde Jacob in einem Brief an Clara Zetkin am 4. April 1918 entsprach offensichtlich der unter den Spartakusführern vorherrschenden Meinung, wie ein Kommentar zum Wahlergebnis in ihrer illegal erscheinenden Zeitschrift Spartakus zeigt.[9] Joffe teilte diese Kritik an der USPD-Politik und berichtete in diesem Sinne – auch in späteren Schreiben - nach Moskau, ohne auf die politische Gesamtsituation hinzuweisen, unter deren Einfluss die USPD handeln musste. Er forderte – genauso wie die Spartakusgruppe - von der USPD, ohne Beachtung der vorherrschenden Stimmung in der Arbeiterschaft, eine aktive revolutionäre Politik, ein ständiges Drängen auf revolutionäre Massenaktionen. [Dieselbe Forderung kam gleichfalls in mehreren im Spartakus veröffentlichten Kommentaren der Spartakusgruppe zur USPD-Politik zum Ausdruck.][10]
Die Spartakusgruppe, die als informeller linksradikaler Kreis in der USPD hauptsächlich als wirkungsvolle konspirative revolutionäre Propagandatruppe gearbeitet hatte, war seit dem 24. März 1918 durch die Verhaftung des Leiters der illegalen Spartakusorganisation Leo Jogiches und seiner Berliner Helfer erst einmal für einige Monate weitgehend politisch aktionsunfähig.[11] Mühsam versuchte Mathilde Jacob, die Vertraute von Rosa Luxemburg und Jogiches, einige der in Freiheit verbliebenen, aber aus verschiedenen Gründen passiv gewordenen Anhänger[, die sich aus verschiedenen Gründen zurückgezogen hatten,] wieder für die illegale Arbeit zu aktivieren.[12]
Erst am 5. Mai 1918 vermeldete der der Spartakusführung angehörende frühere Lehrer an der Parteischule Hermann Duncker [in einem Brief an seine Tochter Hedwig: „Holz hat sich selbständig gemacht.“ In Tarnsprache wurde damit informiert,] dass der frühere Arbeitersekretär Karl Schulz aus Halberstadt von seiner in Berliner Vorort Spandau stationierten Truppe desertiert war und jetzt unter dem Decknamen Holz in der Spartakusleitung mitarbeitete.[13] Holz kam seit Mai 1918 häufig zu informellen Treffen in Hermann Dunckers Wohnung, die während der Kriegszeit als Anlaufpunkt für die deutschen Linken diente, wobei ab Mai 1918 auch immer wieder russische Sozialisten zu Gast waren, auch in anderen Privatwohnungen wie bei Franz Mehring. Genauso suchten Hermann Duncker und seine Frau Käte auch die Russische Botschaft zu Gesprächen auf.[14] Insgesamt vermitteln die Duncker-Briefe das Bild eines intensiven Kontaktes der Spartakusführung mit den in Berlin weilenden Bolschewiki, entweder in Privatwohnungen oder in der Botschaft. Die Berliner Politische Polizei beobachtete genauso einen regen Kontakt von USPD-Reichstagsabgeordneten wie Hugo Haase, Ledebour, Oscar Cohn, Vogtherr, August Erdmann und Eduard Bernstein sowie anderen Linken mit der russischen Botschaft.[15]
Erste Meinungsäußerungen zur bolschewistischen Politik in Russland
Die Machtübernahme durch die Bolschewiki wurde in Zeitungsartikeln vom November, Dezember 1917 und Januar 1918 von Clara Zetkin in der ihr eigenen Art begeistert, fast überschwänglich, und von Franz Mehring eher zurückhaltend begrüßt.[16] Genauso wie von diesen beiden Spartakusführern wurde von Rosa Luxemburg in der illegalen Zeitschrift Spartacus Nr. 8. vom Januar 1918 die mit dem Sieg der russischen Revolution verbundene Friedenshoffnung, aber auch die Gefahr einer Stärkung des militaristischen, halbabsolutistischen deutschen Regimes als Folge eines Siegfriedens für Deutschland angesprochen. Der einzige Ausweg sei die revolutionäre Erhebung im Westen, vor allem in Deutschland. „Der allgemeine Friede lässt sich ohne Umsturz der herrschenden Macht in Deutschland nicht erreichen. Nur mit der Fackel der Revolution, nur im offenen Massenkampfe um die politische Macht, um die Volksherrschaft und die Republik [!!!] in Deutschland, läßt sich jetzt das erneute Auflodern des Völkermordens und der Triumph der deutschen Annexionisten im Osten und Westen verhindern.“[17] Diese Argumentation zieht sich in den letzten Kriegsmonaten bis zur deutschen Novemberrevolution 1918 wie ein roter Faden durch viele Schriften der Spartakusgruppe.
Eine vom Redakteur der Stuttgarter Wochenzeitung Sozialdemokrat Fritz Rück überlieferte Episode könnte leicht als grundsätzliche Ablehnung der bolschewistischen Machtergreifung durch Leo Jogiches ausgelegt werden. Denn Jogiches soll dem Redakteur – wahrscheinlich Ende 1917, Anfang 1918 - dringend geraten haben, keine von den Bolschewiki kommenden Artikel abzudrucken. Doch dies entsprach zwar der Ablehnung gegenüber dem Autor der meisten dieser Aufsätze Karl Radek, aber nicht gegenüber der Herrschaft der Bolschewiki. Denn Jogiches lobte im Februar 1918 Clara Zetkin ausdrücklich für deren Stellungnahme zugunsten der Bolschewiki.[18] Seine grundsätzliche positive Einstellung zu der bolschewistischen Revolution kam auch in der Tatsache zum Ausdruck, dass der inhaftierte Jogiches einen von ihm verfassten Artikel über die Gründe für das Ausbleiben der deutschen Revolution aus dem Gefängnis schmuggeln und – wahrscheinlich über seinen Rechtsanwalt Oscar Cohn und die russische Botschaft – nach Moskau übermitteln ließ, wo der Aufsatz am 20. Juni in der Prawda veröffentlicht wurde.[19]
In einer internen Diskussionsrunde Ende Mai 1918 in der Wohnung der Dunckers mit fünf russischen Sozialisten und deutschen Gästen wie dem Stuttgarter Redakteur Jacob Walcher, jetzt in Berlin als Metallarbeiter tätig, dem unterdessen zur Spartakusführung gestoßenen Rechtsanwalt Paul Levi aus Frankfurt am Main und der Frau und den Söhnen des zu Zuchthaus verurteilten Karl Liebknecht, insgesamt 15 Personen, überwog erstaunlicherweise eine deutlich negative Sicht der revolutionären Zukunftsaussichten, wie Hermann Duncker berichtete. „Das Erdrücken der russischen Revolution durch Deutschland“ wurde als „unausweichlich“ angesehen. Da Deutschland im Westen militärisch nichts erreichen werde, „wird man im Osten nach den Lorbeeren zu greifen versuchen.“ Die deutschen Militärs würden ganz Russland erobern lassen und noch 1918 wieder eine bürgerliche oder zaristische Regierung einsetzen. Der Krieg würde noch zwei Jahre weitergehen mit dem Ergebnis „Große Depression“. „Aber auch Aussicht auf innerdeutsche Revolution. Kommt es zu der, so wird auch die russ. Revolution wieder u. endgültig auferstehen!... Ich rechne dabei auf revolutionäre Aktivität in Deutschland erst in ca. 2 Jahren.“[20]
Die fortdauernde Schwäche der deutschen Linken
Die Aktivierung der Spartakusorganisation ging nur sehr langsam voran. Erst im Juni konnte der Spartakus Nr. 9 gedruckt werden, also 5 Monate nach der Nr. 8 vom Januar 1918. Durch einen unglücklichen Zufall wurde die Polizei auf die Druckerei aufmerksam gemacht, beschlagnahmte 6.000 Exemplare und verhaftete den Druckereibesitzer. Der Neudruck zusammen mit der Herausgabe von Flugblättern konnte erst einen Monat später im Juli erfolgen.[21]
Joffe konnte Anfang Juni 1918 - in Beantwortung einer Anfrage Lenins - erneut lediglich eine negative Einschätzung über die Einsatzfähigkeit der Spartakusgruppe abgeben: „Was die revolutionäre Arbeit betrifft, so schrieb ich bereits [offensichtlich im Bericht von Anfang Mai], dass die Unabhängigen absolut unzuverlässig, die Spartakisten indes zerschlagen sind. Einen illegalen Apparat gibt es nicht, und illegale Literatur, außer Proklamationen [Flugblätter] herauszugeben, gelingt nicht… es ist sehr schwer, etwas zu tun, denn die Besten sitzen in Haft, und die anderen sind wenig zu gebrauchen, denn sie sind zu alt oder zu jung.“[22] Anschließend nahm er teilweise Clara Zetkin und Franz Mehring von dieser Kritik aus, da sie als Verfasser mehrerer Artikel lobend erwähnt werden.[23]
Drei Wochen später, am 24. Juni, berichtete Joffe an Lenin, dass er zwar den deutschen Linken jede finanzielle Unterstützung angeboten habe, jedoch von Ernst Meyer, dem früher beim Vorwärts tätigen Journalisten und Mitglied der Spartakuszentrale, die Antwort bekomme habe, nur für die Herausgabe einer weiteren Auflage der Junius-Broschüre von Rosa Luxemburg bestünde eventuell Bedarf. „ … etwas anderes lohnt nicht.“ Immerhin konnte Joffe ein neu herausgegebenes Spartakusflugblatt nach Moskau mitschicken.[24]
Joffe versuchte immer wieder auf die USPD-Führer aktivierend einzuwirken. So berichtete Hermann Duncker Mitte Juni seiner Tochter, dass es in der russischen Botschaft „zu einer sehr angeregten Diskussion“ gekommen sei. „Es wurde Ledebour u. Haase der Kopf gewaschen.“ [25] Doch musste der russische Botschafter über zwei Monate später in einem weiteren Brief an Lenin feststellen, dass seine Versuche einer Einflussnahme erfolglos geblieben waren: Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei und die Spartakusgruppe wären nicht in der Lage gewesen, einen mit wirtschaftlichen Forderungen geführten ausgedehnten Bergarbeiterstreik im Ruhrgebiet „eine politische Richtung zu geben. Es wurde von den Unabhängigen und von den Spartakisten absolut nichts in dieser Hinsicht unternommen, obwohl ich persönlich [!!!] 100mal mit den Genossen darüber gesprochen und wirklich Unterstützung angeboten habe.“ Sein Urteil über die Aktionsfähigkeit der USPD und der Spartakusgruppe fiel noch negativer aus als zuvor: „Die Unabhängigen sind ganz hoffnungslos und untauglich als revolutionäre Partei. Die Besten von ihnen wie [Georg] Ledebour [Reichstagsabgeordneter und stellvertretender Parteivorsitzender der USPD] sind Parlamentarier par excellence. Sie verstehen nichts anderes. Die Spartakisten haben Angst vor Verhaftungen. Der größere Teil der Jugend (wenn nicht nach dem Alter, so nach der revolutionären Erfahrung) ist imstande, unter einer Führung zu arbeiten, und sie haben wirklich etwas geleistet, als Tyszka [Leo Jogiches] noch frei war; und sie stellen sich vor, wenn sie einmal ein Flugblatt herausgegeben haben (das sie überhaupt nicht verteilen können), das hätte sogar schon zuviel revolutionären Geist.“[26] Zur allgemeinen Lage berichtete Joffe im gleichen Bericht vom 5. September 1918 zwar über einen starken Stimmungseinbruch bei den Deutschen. „Aber denken Sie bitte nicht, dass schon eine militärische Niederlage oder eine Revolution in der Nähe ist… Die Regierung hat alles noch im Griff.“ Zur Bekräftigung dieser Aussage griff Joffe auf die Meinung eines linksradikalen deutschen Parlamentariers zurück: „…und sogar Genossen wie der Reichstagsabgeordnete Otto Rühle sind aufrichtig überzeugt, dass man mit den deutschen Arbeitern jetzt nichts machen kann, und man abwarten muss.“[27]
Wenn schon der linksradikale Abgeordnete eine fehlende Aktionsbereitschaft der Arbeiterschaft in Deutschland feststellte und nur die Möglichkeit des Abwartens sah, wie sollte da die USPD ein Patenrezept zur Aktivierung des deutschen Proletariats haben? Beim russischen Botschafter scheint ein weitgehendes Unverständnis und möglicherweise eine erhebliche Unkenntnis über das Ausmaß und die Auswirkungen der andauernden scharfen Repressionsmaßnahmen gegenüber den deutschen Sozialisten, über den Grad der organisatorischen Schwäche, sowohl bei der illegalen Spartakusgruppe wie bei der USPD, und über die Mentalität der deutschen Arbeiterschaft vorgelegen zu haben. In seinem Bericht vom 5. September 1918 wird die erneute Zerschlagung des illegalen Spartakusapparates durch Verhaftung des Leiters Karl Schulz und zweier wichtiger Helfer am 15. August 1918[28] nicht einmal andeutungsweise erwähnt. Wie sich Joffe konkret und detailliert eine bessere revolutionäre Politik der deutschen Genossen im Rahmen der herrschenden Bedingungen vorstellte, ist seinen Schreiben nur selten und dann nur andeutungsweise zu entnehmen.
Tatsächlich hatte die USPD nach dem Massenstreik Ende Januar, Anfang Februar 1918 eine starke Radikalisierung ihrer Politik vollzogen. Namens seiner Fraktion bekannte sich der Partei- und Fraktionsvorsitzende Hugo Haase im Reichstag zum politischen Massenstreik als Mittel zur Erreichung des Friedens, das Friedensdiktat von Brest-Litowsk mit Russland wurde im Reichstag von der USPD verurteilt und abgelehnt, die revolutionäre russische Regierung bei jeder Gelegenheit verteidigt. So propagierte der Reichstagsabgeordnete Ledebour im Juli 1918 im Parlament den internationalen Massenstreik für den Fall eines Angriffs der deutschen Armee auf das revolutionäre Russland und prophezeite die dann folgende deutsche Revolution. Über diese radikalen Reichstagsreden wurde ausführlich in den USPD-Zeitungen berichtet, weil für die Wiedergabe von Parlamentsansprachen die ansonsten anzuwendenden Zensurbestimmungen nicht galten (obwohl die zuständigen Militärbehörden mehrfach trotzdem Veröffentlichungsverbote aussprachen). Ähnlich scharfe Äußerungen wären auf den von der Polizei überwachten Versammlungen oder als gedruckte Erklärungen der Parteigremien nicht möglich gewesen. Die von Joffe kritisierte Konzentration auf radikale Erklärungen im Parlament hatte also durchaus den Sinn, über die anschließende Veröffentlichung in den Parteipresseorganen eine breite Wirkung in der Arbeiterschaft zu erzielen. Die Parteiführung der Unabhängigen Sozialdemokraten schwankte zwischen der Hoffnung auf einen Verständigungsfrieden unter den Bedingungen des amerikanischen Präsidenten Wilson einerseits und der Erwartung einer revolutionären Entwicklung nach dem kommenden harten Winter. Doch seit Anfang Oktober verschärfte sich die Tonart der USPD-Agitation noch einmal deutlich. Es ist unklar, in welchem Ausmaß und von welchem Zeitpunkt an die Aufstandsvorbereitungen der revolutionären Obleute und die Beteiligung Georg Ledebours und vor allem des stark engagierten kommissarischen Parteisekretärs Ernst Däumig den übrigen Mitgliedern des Parteivorstandes – vor allem dem Parteivorsitzenden Hugo Haase – konkret bekannt wurden. Auf jeden Fall wurden Ende Oktober Haase, Dittmann und weitere USPD-Führer zu den Beratungen der revolutionären Obleute über den Aufstandstermin hinzugezogen.[29]
Die Kritik an der bolschewistischen Revolutionspolitik
Für die deutschen Linken war ein wichtiger Kritikpunkt an der Politik der bolschewistischen Regierung deren Eingehen auf die von deutscher Seite aufoktroyierten harten Friedensbedingungen von Brest-Litowsk und die Zusammenarbeit mit den Deutschen im Rahmen der Anfang September 1918 ratifizierten Zusatzverträge. Hierzu gab es vor allem interne kritische Äußerungen vom Liebknecht und, besonders prononciert, von Leo Jogiches, sowie öffentlich im Spartacus von Luxemburg, wobei als Ursache die ausbleibende deutsche Revolution gesehen wurde.[30] Auch in Kreisen der führenden Unabhängigen Sozialdemokraten wurden gegen den als nachgiebig beurteilten Kurs der Bolschewiki bei den Zusatzverträgen ähnliche Bedenken erhoben, die sowohl in den USPD-Zeitungen wie von der Mehrheit einer nichtöffentlichen Reichskonferenz Mitte September 1918 geteilt wurden. Zwar sprach sich die Konferenz auch gegen den roten Terror in Russland aus, lehnte jedoch die mehrfach öffentlich geäußerte massive Kritik Karl Kautskys, Eduard Bernsteins und Heinrich Ströbels an den Bolschewiki ab und begrüßte die bolschewistische Revolution grundsätzlich.[31]
Obwohl die USPD in ihrer großen Mehrheit die Politik der Bolschewiki unterstützte und aus Gründen der Solidarität ihre punktuellen Bedenken kaum öffentlich machte, prägten die Publikationen der wenigen kritischen Mitglieder wie Karl Kautsky und Eduard Bernstein wegen ihrer Prominenz das Bild nach außen. Vergeblich hatte der USPD-Vorsitzende Hugo Haase, trotz einiger Kritikpunkte ein Bewunderer der sozialistischen Politik Lenins, an Kautsky appelliert, seine Bolschewiki kritischen Veröffentlichungen zurückzustellen. Gegen Kautsky und andere Unabhängige Sozialdemokraten setzten sich von der Spartakusführung die prominenten Mitglieder Franz Mehring und Clara Zetkin publizistisch besonders intensiv zugunsten der Bolschewiki ein, was der russische Botschafter Joffe anerkennend in einem Brief an Lenin hervorhob: „Solche Leute wie Zetkin oder Mehring begreifen wunderbar den Geist der russischen Revolution und ihre Bedeutung, und sind vollkommen mit uns.“[32]
Doch die offizielle Proklamierung und vor allem Praktizierung des roten Terrors durch die bolschewistische Regierung als Antwort auf den Attentatsversuch auf Lenin stieß nicht nur bei Rosa Luxemburg, sondern bei mehreren Mitgliedern der Spartakusführung auf Ablehnung, wie die Sekretärin der Zimmerwalder Bewegung Angelica Balabanoff nach einem Aufenthalt in Berlin in einem Brief an Lenin vom 19. Oktober nach Moskau berichtete.[33] Luxemburg und ebenfalls Jogiches blieben in diesem Punkt auch nach der deutschen Novemberrevolution 1918 bei ihrer Kritik an den Bolschewiki, wie ihr polnischer Genosse Henryk Walecki in Gesprächen mit ihnen in Berlin Ende November erfuhr.[34] Das von Rosa Luxemburg Mitte Dezember 1918 verfasste Programm des Spartakusbundes, das spätere Parteiprogramm der KPD, betonte die seit Beginn ihrer politischen Tätigkeit entwickelten und publizierten basisdemokratischen Sozialismusauffassungen mit einer klaren Ablehnung jeglicher Art von Minderheitenherrschaft und vorbeugendem Terror, von der Luxemburg und Jogiches nie abgewichen wären. Es wurde deshalb von einigen Gründungsparteitagsteilnehmern als indirekte Kritik an den Bolschewiki aufgefasst.[35] Dennoch überwog bei aller Unterschiedlichkeit zwischen Luxemburg und Lenin in der Frage des Demokratiekonzepts das Interesse der Spartakusführung am Gelingen der russischen Revolution als eines ersten Schrittes zur internationalen Revolution. Diese Einstellung brachte Anfang September 1918 der besonders Bolschewiki kritische Jogiches prägnant zum Ausdruck: Das „sozialistische Russland“, sei „zwar ein krüppeliges, aber immerhin doch unser Kind.“[36]
Die Hilfe bei der revolutionären Agitation
Schon Anfang Juni - sieben Wochen nach seiner Ankunft in Berlin - konnte Joffe auf die drängenden Anfragen Lenins zum Stand der revolutionären Agitation in Deutschland antworten, dass die Spartakusgruppe gerade ein Flugblatt gedruckt und er selbst ebenfalls eins für die Spartakusgruppe verfasst habe, auch einen Artikel für die Leipziger Volkszeitung. „Wir haben einige legale Zeitschriften gegründet und haben vor, weitere zu gründen, ich subventioniere einige ihrer Organe …“ Clara Zetkin und Franz Mehring würden publizistisch für die revolutionäre Sache sehr aktiv sein, er selbst könne nur wenig Artikel beisteuern, da er mit seien diplomatischen Aufgaben zu sehr beschäftigt sei. Je einen Artikel von Clara Zetkin und Mehring sowie die Rede eines deutschen Genossen – höchstwahrscheinlich aus dem Reichstag - schickte er zur Veröffentlichung in Russland nach Moskau.[37]
Nachdem Joffe am 18. Juni nach Moskau die Einrichtung eine neue Propaganda- und Informationseinrichtung in Form einer Nachrichtenagentur gemeldet hatte,[38] übermittelte er am 24. Juni Einzelheiten: „Bei mir nimmt unter dem Firmendach PTA [Petersburger Telegraphenagentur, später ROSTA] ein großes Informationsbüro die Arbeit auf, das die Russische Korrespondenz in der Redaktion von Mehring mit Unterstützung Meyers herausgeben wird, denn ersterer ist sehr geschwächt… Die Unterrichtung Europas über die Bol’ševiki und Informationen über Europa für uns – so habe ich das Ziel dieser Arbeit verstanden.“ Allerdings konnte der 72jährige Franz Mehring aus gesundheitlichen Gründen diese Arbeit nicht aufnehmen, so dass es nicht zur Herausgabe dieser geplanten Korrespondenz kam, sondern die Informationsarbeit wurde in anderer Form geleistet. Außerdem bereitete Joffe selbst „die Herausgabe von russischem Material vor (Dekrete, Ihre Broschüren und Reden, die Arbeiten Trotzkijs usw.)“. Zusammen mit dem Schreiben schickte Joffe die neueste Flugschrift der Spartakusgruppe und versicherte Lenin: „Alles, was ich konnte, habe ich getan.“[39]
Deutsche Linke als Angestellte der russischen Botschaft oder der ROSTA
Sowohl an der russischen Botschaft wie bei der Nachrichtenagentur war eine größere Zahl von deutschen Linken in verschiedenen Funktionen tätig. Die Frage ist, ob damit die logistisch-agitatorischen Möglichkeiten für die deutschen Revolutionäre verbessert wurden. Die deutsche Abteilung der PTA, später ROSTA, wurde seit der Inbetriebnahme im Juni von Ernst Meyer, der zur Spartakusführung gehörte, geleitet. Weiter arbeitete Emil Eichhorn, bis 1916 an der Spitze des Pressedienstes der SPD, ab 1917 der USPD, in der PTA mit,[40] ebenso – in der russischen Abteilung – Eugen Leviné, ein emigrierter russischer Sozialrevolutionär, der in der Kriegszeit nur lose Kontakte zur Spartakusgruppe unterhielt und erst in der Revolutionszeit sich vollständig den Spartakisten anschloss.[41] Ab Mitte Oktober 1918 kam auch noch Käte Duncker hinzu.[42] Als Referentin des Botschafters für deutsche Angelegenheiten – bis zur Einrichtung der ROSTA zusammen mit Eugen Leviné – fungierte die Ingenieurin für Elektrotechnik Fanny Jezierska, die mit den Ehepaaren Duncker und Mehring gut befreundet war und seit 1918 zu den wichtigen Helferinnen der Spartakusführung gehörte. Über sie liefen viele Kontakte zwischen den Spartakusführern und der russischen Botschaft.[43] Weiterhin war dort noch eine ganze Reihe weiterer Genossinnen und Genossen von den Berliner Linken beschäftigt wie beispielsweise Wanda Marcussohn, Vorstandsmitglied der von der Spartakusgruppe dominierten Wahlkreisorganisation Teltow-Beeskow-Charlottenburg, und Georg Müller, zeitweilig zweiter Vorsitzender des radikalen Berliner Jugendbildungsvereins.[44]
Es gibt leider keine konkreten Aussagen darüber, ob und wie diese Mitarbeit in der Botschaft und in der Nachrichtenagentur für die Förderung der revolutionären Arbeit z. B. für die illegale Flugblattagitation genutzt werden konnte. Nach Ernst Meyer gab es in der ROSTA zunächst nur die Möglichkeit zum Hektographieren aller Mitteilungen, bis er eine Druckmaschine in den Büroräumen installieren ließ.[45] Hier könnten Spartakusflugblätter gedruckt worden sein, obwohl dies wegen einer möglichen polizeilichen Überwachung eigentlich nicht ratsam war. Die Politische Polizei vermutete, ohne „gerichtlich verwertbare Beweise“ zu haben, dass ein am 14. Oktober 1918 auf einer Wählerversammlung in Berlin verteiltes revolutionäres Flugblatt in den Räumen der ROSTA hektographiert worden sei.[46] Joffe selbst hat 1919 in einem maßlos übertriebenen – verglichen mit seinen Briefen an Lenin teilweise sogar wahrheitswidrigen - Erinnerungsbericht allgemein das Hinterland und die Front, aber nicht die ROSTA als Druckort erwähnt.[47] Wie Rosa Luxemburg Ende September 1918 kritisierte, wurden durch die Beschäftigung vieler deutscher Linker in der russischen Botschaft und in der Telegraphenagentur sogar die Kräfte für die revolutionäre Arbeit der Spartakusgruppe abgezogen.[48] Tatsächlich stellte im Falle des besonders aktiven linksradikalen Jugendgenossen Georg Müller, zeitweise 2. Vorsitzender der Jugendbildungsvereins, die Berliner Politische Polizei Mitte Oktober 1918 nach monatelangen Beobachtungen fest, dass er nach seiner Anstellung als Kontorbote in der ROSTA kaum noch in der revolutionären Arbeiterjugend politisch aktiv war, da ihn seine berufliche Tätigkeit bis in den Abend hinein in Anspruch nahm.[49]
Die finanzielle Unterstützung bei der Waffenbeschaffung für die revolutionären Obleute
[Von den aus der russischen Botschaft ausgehenden Unterstützungsmaßnahmen für die deutschen Linken haben besonders die Gelder für eine Bewaffnung der nach dem 9. November als „Revolutionäre Obleute“ bekannt gewordenen oppositionellen Betriebsvertrauensleute in der Metallindustrie starke Beachtung in der Geschichtsschreibung, vor allem aber in den politischen Diskussionen der Zwischenkriegszeit gefunden.] Zum brisanten Thema der Waffenfinanzierung für die revolutionären Obleute hatte Joffe mit einer Veröffentlichung Anfang Dezember 1918 selbst den Stein ins Rollen gebracht. Eine Meldung der deutschen Nachrichtenagentur WTB über im Eisenbahnzug nach Russland von ausgewiesenen russischen Botschaftsangehörigen vergessene Rechnungen für Waffenankäufe mit einer Gesamtsumme von 105.000 Mark dementierte oder ignorierte der russische Botschafter nicht, sondern bestätigte sie und korrigierte in zwei Funksprüchen die Summe nach oben: Vor der deutschen Novemberrevolution wären mehrere hunderttausend Mark für die Waffenbeschaffung über Mittelspersonen mit Wissen des USPD-Vorsitzenden Hugo Haase an den Anführer der revolutionären Obleute Emil Barth, ab 10. November Mitglied des Rates der Volksbeauftragten, also der neuen Regierung, übergeben worden.[50]
Barth bestätigte für seine Person den Erhalt der für den Waffenkauf bestimmten Gelder, die er aber weder von Joffe noch von anderen Russen, sondern von deutschen Idealisten erhalten haben wollte. Haase sei erst nach der Schaffung von Tatsachen von ihm informiert worden.[51] Haase erklärte, dass die USPD sich weder an der Verbreitung von aus russischer Quelle stammenden Propagandaschriften beteiligt habe noch Geld für Waffenkäufe angenommen habe.[52]
Die oppositionellen gewerkschaftlichen Vertrauensleute der Metallindustrie in Berlin [mit ihrem informellen Anführer Richard Müller] hatten [im Juli 1916 und April 1917] gegen den Willen ihrer Gewerkschaftsführung [politische und wirtschaftliche Massenstreiks organisiert,] Ende Januar, Anfang Februar 1918 gemeinsam mit der USPD und der Spartakusgruppe in Berlin und in einer Reihe weiterer Städte und Regionen einen politischen Massenstreik für Frieden und Demokratie mit über einer halben Million Arbeiterinnen [Teilnehmerinnen] und Arbeitern[Teilnehmern] initiiert. Unter der Führung des Klempners Emil Barth, Nachfolger für den strafweise zum Militär einberufenen Richard Müller, begann dieser Kreis der Obleute spätestens im Frühsommer 1918, die nächste Massenaktion zu planen, diesmal als politischen Massenstreik mit anschließender von den Arbeitermassen getragener bewaffneter revolutionärer Erhebung zur Erreichung von Frieden und Demokratie. Die Bewaffnung sollte in erster Linie für die Auseinandersetzungen mit der als absolut kaisertreu eingeschätzten Polizei dienen. Bei den in Berlin stationierten Truppen hoffte man auf ein Überlaufen zu den Demonstranten. Diese Bewaffnung wurde als unabdingbare Voraussetzung für ein Gelingen des Massenaufstandes angesehen. Unter der Führung von Barth und den bald hinzukommenden USPD-Politikern Ernst Däumig, dem amtierenden Parteisekretär, und dem sich schon bei früheren Aktionen in vorderster Front engagierenden Reichtagsabgeordneten Georg Ledebour wurde versucht, wieder eine feste Organisation in den Berliner Fabriken aufzubauen und auch gute Kontakte zu den Städten und Regionen im Reich zu knüpfen.[53]
Ursprünglich hatten die oppositionellen Betriebsobleute lange Zeit die Aufnahme eines Kontaktes zur russischen Botschaft gescheut. Ein wesentlicher Grund lag sicherlich in der intensiven Überwachung der Botschaft durch die Politische Polizei. [Aus dem gleichen Grund hatten russische Genossen aus der Botschaft es unterlassen, an der Oktoberkonferenz der Spartakusgruppe und der Linksradikalen in Berlin teilzunehmen, wie Mitte Oktober der Wirtschaftsexperte Miljutin aus Berlin in einem Brief an Lenin vermeldete. Gleichzeitig berichtete er Lenin über „einen illegalen ’Arbeiterrat’, in dem 400.000 Arbeiter zusammengeschlossen sein sollen. Das ist eine bedeutende Angelegenheit. Es ist jedoch eigenartig: Die Spartakisten haben zu ihm fast keine Verbindung. Das trifft auch auf unsere Leute zu.“[54] Offensichtlich hatte Miljutin keine Kenntnis von den an Barth übermittelten Geldern.] [Diese sind höchstwahrscheinlich im Auftrage von Joffe durch den USPD-Reichstagsabgeordneten und Rechtsanwalt Oscar Cohn, dem juristischen Vertreter der Botschaft, zu den revolutionären Obleuten transferiert worden, wobei die Kenntnis darüber auf ganz wenige Eingeweihte beschränkt blieb.]
Nach der WTB-Meldung waren die im Eisenbahnzug der ausgewiesenen russischen Botschaftsangehörigen aufgefundenen 21 Waffenrechnungen auf die Zeit vom 21. September bis 31. Oktober datiert.[55] Dies korrespondiert mit der ersten Erwähnung des Kontaktes eines bolschewistischen Repräsentanten mit dem Kreis der Obleute und mit Barth. Als Vertreter der Bolschewiki hielt sich Pjetr Stučka vom 6. bis 23. September 1918 in Berlin auf, referierte auf einer internen USPD-Konferenz am 11. und 12. September 1918 ausführlich über die russische Revolution und besuchte an einem der folgenden Tage auch eine Sitzung der revolutionären Obleute unter dem Vorsitz von Emil Barth. Dort habe er sich „bedeutend mehr zu Hause gefühlt als auf der Parteikonferenz.“ Dabei kam es nach dem größeren Treffen auch anschließend zu einer privaten Unterhaltung, in der Barth noch schärfer auftrat als zuvor.[56] Nach Joffe hat Barth ihm bei ihrem einzigen Gespräch im Rahmen des Liebknecht-Empfangs in der russischen Botschaft am 24. Oktober 1918 Vorwürfe gemacht, „dass ich [Joffe] ihm die von ihm bei einem namhaften Mitgliede der Kommunistischen Partei gelegentlich dessen Besuches in Berlin erbetene Summe von zwei Millionen seinerzeit nicht ausgehändigt hatte.“ Damit spielte Joffe in seiner öffentlichen Erklärung vom 15. Dezember 1918[57] über die Unterstützung der deutschen Revolutionäre offensichtlich auf das Gespräch Barths mit Stučka an. Eine Woche vor Stučkas Besuch in Berlin am 5. September 1918 hatte sich Joffe noch gegenüber Lenins Vorwurf verteidigt, er gebe zu wenig Geld für die Vorbereitung einer Revolution an die deutschen Linken: „…ich gebe ihnen soviel sie wollen und bestehe dauernd darauf, dass sie mehr nehmen.“[58] Obwohl Stučka weder in seinem Brief an Lenin noch in seinem Zeitungsartikel eine Geldzuwendung für die revolutionären Obleute erwähnt, ist wahrscheinlich durch den Kontakt zwischen Stučka und Barth die finanzielle Unterstützung durch die Bolschewiki für die Waffenbeschaffung in Gang gesetzt worden, also ungefähr in der zweiten Septemberhälfte. Auf jeden Fall sind spätestens Mitte Oktober 1918 Zahlungen an die Obleute gegangen. Denn Joffe erwähnt erstmals am 13. Oktober in seinem Brief an Lenin die Geldzuwendung für den Zweck einer „Bewaffnung“.[59] Die Gelder für die Waffenkäufe wurden [Diese sind] höchstwahrscheinlich im Auftrage von Joffe über [durch] den USPD-Reichstagsabgeordneten und Rechtsanwalt Oscar Cohn, dem juristischen Vertreter der Botschaft, zu den revolutionären Obleuten transferiert [worden], wobei die Kenntnis darüber auf ganz wenige Eingeweihte beschränkt blieb.]
[Von den deutschen Linkssozialisten waren die Obleute wohl die einzigen, die Distanz zur russischen Botschaft wahrten. Dies mag aus Gründen der Konspiration – die Botschaft wurde intensiv von der Politischen Polizei beobachtet -, aber genauso aus Scheu vor der vornehmen Atmosphäre der Einrichtung, möglicherweise auch wegen einer politisch bedingten Reserviertheit geschehen sein. Aus diesen Gründen hatten die Obleute zunächst überhaupt nicht daran gedacht, wegen der Waffenfinanzierung bei der russischen Botschaft anzufragen. Vielmehr versuchten sie seit Anfang Juli 1918 durch zwei nach Amsterdam geschickte Vertrauenspersonen, den Berliner USPD-Funktionär und politischen Freund von Ledebour Wilhelm Brauser und eine Frau Steinbring, bei einem Elsässer André Jung, der schon die Finanzierung der vom deutschen Sozialisten Carl Minster in Amsterdam herausgegebenen Wochenzeitung Der Kampf vermittelt hatte, große Summen für die geplante Bewaffnung zu erlangen. Hinter Jung, der wohl auch mit den holländischen Sozialisten und deren Zeitung Tribune um David Wijnkoop in Verbindung stand, steckte der französische Militärattaché in Den Haag General Boucabaille, der seiner Regierung eindringlich dazu riet, das Geld für die Bewaffnung der deutschen Revolutionäre zu bewilligen. Doch nach langwierigen intensiven Beratungen innerhalb der französischen Regierung - die Emissäre der Obleute wurden immer wieder vertröstet - wurde die Waffenfinanzierung Anfang November endgültig abgelehnt. Bereits Ende August hatte die Berliner Abgesandte Frau Steinbring lediglich 5.000 M nach Berlin mitnehmen können.[60] Erstaunlicherweise hat dieser Kontakt in Holland in der deutschen Geschichtsschreibung bisher - mit einer Ausnahme - keine Beachtung gefunden.[61]]
Das lange vergebliche Warten Joffes auf die deutsche Revolution
Nachdem sich Ende September, Anfang Oktober 1918 die Niederlage der Mittelmächte Deutschland, Österreich-Ungarn und seiner Verbündeten abzeichnete, in Deutschland erstmals eine quasi-parlamentarische Regierungsumbildung vorgenommen und ein Waffenstillstandsangebot von Seiten der Deutschen vorbereitet worden war, setzten zunächst Lenin und später auch die Führung der Bolschewiki voll auf den Erfolg der Revolution in Deutschland und richteten ihre gesamte Politik darauf aus.[62] Während in den Moskauer Zeitungen das Bevorstehen der Revolution in Deutschland verkündet wurde, kamen aus Berlin nicht nur vom Botschafter Joffe, sondern auch von anderen bolschewistischen Beobachtern wie Miljutin, Angelica Balabanoff und Julian Marchlewski äußerst skeptische Berichte über den Stand der revolutionären Entwicklung im deutschen Kaiserreich.
Joffe sah in seinem Schreiben vom 13. Oktober 1918 kein Anwachsen der revolutionären Stimmung und hielt Lenin entgegen: „Sie überschätzen zweifellos die Nähe der deutschen Revolution.“ Die Liberalisierungsmaßnahmen der deutschen Regierung und die Revolutionsdämpfung durch die Mehrheitssozialdemokraten hätten Wirkung erzielt, so dass nicht nur die MSPD, sondern auch das deutsche Proletariat gegen eine Revolution wären. „…und deshalb kann man auf die deutsche Revolution in nächster Zeit nicht hoffen.“[63] Die Unabhängigen waren für Joffe trotz eines revolutionären Aufrufes, den sie auf sein Drängen erlassen hatten, als Revolutionäre unzuverlässig, und er erwartete, dass sie die Revolution verraten würden.[64] Die Spartakusgruppe war trotz ihrer Schwäche seine einzige Hoffnung, vor allem für die Zeit nach der Freilassung Karl Liebknechts, des einzigen populären Führers. Auf Joffes Anregung hin wollte die Spartakusgruppe bei der Eröffnung der Reichstagssession Demonstrationen veranstalten. Dennoch blieb Joffe skeptisch: „Es ist ein Unglück, dass sie so schwach sind.“[65] Dies zeigte sich auch auf der von der Spartakusgruppe gemeinsam mit den Bremer und Hamburger Linksradikalen am 13. Oktober 1918 (nicht am 7., wie in dem gedruckten Bericht zur Irreführung der Polizei angegeben) in Berlin durchgeführten Konferenz. Die deutschen Linken waren nicht in der Lage, eine eigene Resolution zu verabschieden, sondern stimmten einem Aufruf an die Bevölkerung zu, der von Joffe [!!!] verfasst worden war.[66]
Zu einem ähnlichen Urteil wie der Botschafter gelangte ungefähr zur gleichen Zeit der sowjetische Wirtschaftsexperte Wladimir P. Miljutin, als er Mitte Oktober, nach der Konferenz der Spartakusgruppe, auf Grund von Gesprächen mit Ledebour und den Spartakisten aus Berlin nach Moskau berichtete: „…alle sagen es werde einen Umsturz geben, zugleich wird die Situation in Bezug auf die Organisation allerdings sowohl von unseren [russischen] als auch von den deutschen Genossen [!!!] als nicht besonders gut eingeschätzt.“ Von den Unabhängigen brauche man nicht zu reden. Nur Ledebour sei eine positive Ausnahme. Die Spartakusgruppe hätte bisher keine einzige Demonstration zustande gebracht. Deshalb sollte man aus Russland Organisatoren schicken, auch jemand, „ ...der für sie Flugblätter und u. ä. verfasst.“ Diese Helfer dürften nicht mit der Botschaft in Verbindung stehen, weil die Botschaft von der Polizei überwacht werde.[67]
Angelica Balabanoff, die Sekretärin der Internationalen Sozialistischen Kommission der Zimmerwalder Bewegung, hatte sich auf der Durchreise von Moskau in die Schweiz ab 13. Oktober wenige Tage in Berlin aufgehalten und mit den Spartakisten und Unabhängigen Sozialdemokraten ausführlich gesprochen. Mit dem Wissen um die hochgespannten Hoffnungen Lenins und der anderen bolschewistischen Führer auf eine deutsche Revolution berichtete sie am 19. September aus der Schweiz in einem Brief an Lenin sehr diplomatisch, dass mit Sicherheit ein Umsturz bevorstehe, aber unterschiedliche Auffassungen über den Zeitpunkt bestünden. Den Spartakisten habe sie die Frage gestellt, welchen Einfluss sie auf die Massen hätten, doch keine konkrete Antwort bekommen. Die USPD-Führer hätten auf ihre zweifelnden Fragen hin behauptet, die revolutionär gesinnten Massen wären auf ihrer Seite. Es sei auch eine parteiinterne Solidaritätserklärung für die russische Kommunistische Partei verabschiedet worden.[68]
Der in Moskau in der Verwaltung für die Lebensmittelversorgung mitarbeitende Julian Marchlewski, langjähriger Mitstreiter Rosa Luxemburgs in der polnischen und in der deutschen Partei, traf sich bei einem kurzen Aufenthalt in Berlin ca. ab dem 19. Oktober mit Franz Mehring und in einer kleinen Tischrunde mit Sophie Liebknecht, Ernst Meyer und anderen Spartakussympathisanten und schrieb darüber seiner Frau: „Ein bisschen ging’s um Politik. Im allgemeinen ist die Lage miserabel, da eine [Spartakus-]Organisation nicht vorhanden. Ob es ihnen [den deutschen Linken] gelingt, die Situation zu verändern, bezweifle ich. So befürchte ich, dass alles drunter und drüber geht, ein völliges Durcheinander sein wird, [bis] sich aus der Masse selbst heraus organisierte Kräfte herausbilden.“[69]
Am 19. Oktober meinte Joffe in einem Schreiben an Lenin anhand der ihm vorliegenden Informationen wiederum, ,,…dass es bei dieser Stimmung noch sehr weit bis zum Aufstand ist.“[70] Noch im Botschafterbericht Nr. 21 vom 28. Oktober 1918 blieb er bei dieser pessimistischen Einschätzung, „…dass die Revolution hier in Deutschland sich verspätet und auf jeden Fall eine Frage von Monaten ist.“ Nur falls die nationale Verteidigung und eine Militärdiktatur ausgerufen werde, würde es schnell zur revolutionären Explosion kommen.[71]
Diese pessimistische Beurteilungen der Revolutionsaussichten in Deutschland, vor allem in Berlin, entsprachen durchaus der Realität. Auch nach der Amnestierung Karl Liebknechts und seinem triumphalen Empfang in der Reichshauptsstadt am 23. Oktober 1918 zeigte sich die alte furchtsame Haltung der Berliner Arbeiterschaft vor der Obrigkeit. Verzweifelt beklagte der Spartakusführer Hermann Duncker in einem am Abend nach der Begrüßungsdemonstration für Liebknecht am 23. Oktober geschriebenen Brief das Zurückweichen der Demonstranten vor der Polizei sowie in einem weiteren Schreiben vom 5. November die Passivität der Berliner Arbeiterschaft angesichts der revolutionären Aktionen in anderen Teilen Deutschlands, der Versammlungsverbote in Berlin und der Ausweisung der Russischen Botschaft.[72] Die Vertrauensleute in den Betriebe sahen am Abend des 2. Novembers noch mehrheitlich keine günstige Stimmung für ein Losschlagen am 4. November, wie ihnen die Führung der Obleute vorgeschlagen hatte. Stattdessen wurde der 11. November für die große Aktion in Aussicht genommen. Nach der Abstimmung vom 2. November kamen von den führenden revolutionären Obleute ausgesandte Boten aus der Provinz mit der Nachricht zurück, dass an den meisten Orten noch keinerlei Bereitschaft für eine Revolution vorhanden war. Trotzdem drängte Liebknecht immer wieder bei den revolutionären Obleuten auf ein abgestuftes Vorgehen mit Versammlungen und Demonstrationen, die bei ausreichendem Massenzuspruch in den Generalstreik mit der revolutionären Erhebung übergeleitet werden sollten. Die Führung der Obleute blieb bei ihrem Plan einer einmaligen schlagartigen Aktion. Die Spartakusgruppe selbst konnte keine wirkungsvollen Aktivitäten mit revolutionierender Wirkung initiieren. Denn angesichts der durch die Verhaftungswellen vom März und August dezimierten Führer- und Helferschar musste Paul Levi in einem Schreiben vom 5. November an Rosa Luxemburg eingestehen, dass „…uns ja augenblicklich jeder Mechanismus fehlt, der selbständig Massen in Bewegung setzen könnte...”[73]
Der russische Botschafter Adolphe A. Joffe musste also am 6. November Deutschland nach seiner Ausweisung in dem Bewusstsein verlassen, dass trotz seiner vielfältigen Aktivitäten zur Stärkung der deutschen radikalen Linken die Aussicht auf einen revolutionären Umsturz äußerst ungewiss geblieben, eher negativ einzuschätzen war.
Bilanz: Ergebnisse der bolschewistischen Einflussnahmen
[Immerhin] Allerdings hatte Joffe für die nächste Phase der Revolution vorgesorgt, als er zwischen seiner Ausweisung am 5. und seiner Abreise am 6. November 1918 dem USPD-Reichstagsabgeordneten und Rechtsanwalt Oscar Cohn für die Förderung der deutschen Revolution ½ Million Mark übergab[74] die offensichtlich in erster Linie an die Spartakusgruppe - ab 11. November Spartakusbund, ab 31. Dezember 1918 KPD - gingen. Damit konnte die [Dies ermöglichte es der] Spartakusführung, die als informelle Gruppe innerhalb der USPD über keinerlei Parteigelder verfügte, gleich nach dem revolutionärem Umsturz vom 9. November 1918 in Berlin mit den Vorbereitungen für die Herausgabe einer Tageszeitung und dem Aufbau einer Organisation zu beginnen,[75] obwohl die russischen Gelder nicht die im Krieg in den Gefängnissen und an der Front verschlissenen Spartakusanhänger ersetzen konnten. [Die Hoffnungen der Bolschewiki auf einen Sieg der linken Sozialisten in Deutschland in der zweiten Phase der revolutionären Entwicklung erfüllten sich trotz Einsatzes dieser hohen finanziellen Unterstützungsgelder nicht.]
Auch für die vorrevolutionäre Zeit hatten die Bemühungen des bolschewistischen Botschafters [allerdings durchaus] einen Anteil an der Stärkung der linkssozialistischen Kräfte in Deutschland: Das Drängen Joffes auf ein offensives revolutionäres Vorgehen der Unabhängigen Sozialdemokraten hat – trotz seiner kontinuierlichen Klagen über diese Partei – seine Wirkung im Sinne einer Aktivierung und Radikalisierung erzielt, wie die Analysen der US-Historiker Morgan und Wheeler zeigen.[76] Weiterhin haben [t das Einwirken] Joffe [s] und weitere [r] Bolschewiki erheblich dazu beigetragen, dass die kritische Haltung prominenter Unabhängiger Sozialdemokraten wie Kautsky und Heinrich Ströbel zur bolschewistischen Politik in der USPD nicht die Oberhand gewann, sondern dass die von den Linken Franz Mehring und Ernst Däumig – trotz punktueller Vorbehalte - repräsentierte Zustimmung, Sympathie und Solidarität überwog. [Dadurch wurde eine Schädigung des Ansehens der russischen Revolution als revolutionäres Vorbild – zumindest - bei der Anhängerschaft der USPD sowie die Beeinträchtigung der damit verbundenen revolutionären Handlungsbereitschaft weitgehend verhindert.]
Wichtig war die finanzielle Unterstützung durch die russische Botschaft auch für die durch behördliche Maßnahmen behinderte, eingeschränkte und unterdrückte Agitation der Linkssozialisten. Zum einen für die USPD, die offensichtlich Gelder für mehrere Presseorgane [das Mitteilungsblatt der Berliner Parteiorganisation, die von Rudolf Breitscheid herausgegebene Korrespondenz Auslandspolitik und für die Leipziger Volkszeitung, die wegen verweigerter behördlicher Genehmigung für eine Berliner USPD-Tageszeitung die Bedeutung eines Zentralorgans der Unabhängigen bekommen hatte,] erhielt. Zum anderen für die Spartakusgruppe, für deren einzige in Stuttgart erscheinende legale Zeitung Sozialdemokrat sowie für illegale linksradikale Flugschriften und Broschüren, für die wahrscheinlich ab Frühjahr 1918 keine Finanzmittel mehr aus linksbürgerlichen pazifistischen Kreisen flossen.[77]
Am bedeutendsten von allen Unterstützungsmaßnahmen für die deutschen Linkssozialisten sind die Geldzuwendungen aus der russischen Botschaft für die Waffenbeschaffung bei den revolutionären Obleuten einzuschätzen. Die Bewaffnung besaß eine entscheidende psychologische Bedeutung für die revolutionären Obleute, die sich nur bei einer relativ guten Bewaffnung ausreichend für die Konfrontation mit der kaisertreuen Polizei – im wahrsten Sinne des Wortes – ‚gerüstet’ fühlten. [Nicht in erster Linie die am Morgen des 9. November 1918 verteilten Aufrufe zu Massenaktionen, sondern die am Vorabend und am Morgen des Aktionstages verteilten Waffen bewirkten, dass die linken Betriebsvertrauensleute bereit waren, ihre Belegschaften geschlossen aus den Betrieben und in riesigen Demonstrationen in die Innenstadt zu führen.][78] Die Bewaffnung war also eine der Voraussetzungen für die revolutionäre Aktionsbereitschaft der Berliner Arbeiterschaft am 9. November 1918 in Berlin.
Zwar haben Joffe und die Bolschewiki mit ihren massiven Einflussnahmen nicht ihr Ziel einer Machtübernahme durch eine von Spartakusmitgliedern geführte linkssozialistische Regierung erreicht, aber sie haben erheblich dazu beigetragen, die Linkssozialisten in ihren revolutionären Bestrebungen zu stärken, so dass der revolutionäre Umsturz in Berlin mit dem Ende des halb-absolutistischen Regierungssystems erreicht wurde, allerdings mit dem weder von den Linkssozialisten noch von den Bolschewiki gewollten Ergebnis einer mehrheitssozialdemokratisch dominierten Interimsherrschaft der Arbeiter- und Soldatenräte sowie der anschließenden Errichtung einer Republik.
[1] Alexander Vatlin: Im zweiten Oktober. Lenin, die Niederlage des Deutschen Reiches und die außenpolitische Wende der Bolschewiki, in: Jahrbuch für historische Kommunismusforschung, 2007, S.180-200; Ottokar Luban: Rosa Luxemburgs Kritik an Lenins ultrazentralistischem Parteikonzept und an der bolschewistischen Revolutionspolitik in Russland, in: Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen, Bochum, 36/2006, S.115-126.
[2] Die Bremer und Hamburger Linksradikalen werden aus Platzgründen vernachlässigt, aber auch wegen der Zerschlagung der Gruppen in der vorrevolutionären Zeit durch die Polizei.
[3] Adresse: Berlin-Steglitz, Albrechtstr. 20.
[4] Joffe an Volkskommissariat für auswärtige Angelegenheiten, 2.5.1918, in: Archiv des Außenministeriums der Russischen Föderation [AVP RF], Moskau, f.04, papka 70, d.987, Bl.29 (Für die Übersetzungen der meisten russischen Texte danke ich Prof. Dr. Alexander Vatlin.).
[5] Joffe an Volkskommissariat für auswärtige Angelegenheiten, o. D., ca. 7./ 8.5.1918, in: A. Joffe und die russische Außenpolitik. Unveröffentlichte Dokumente (Teil 1, Mai 1918), eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Dietmar Wulff, in: Berliner Jahrbuch für osteuropäische Geschichte, 1995/1 [zitiert: Wulff, Berliner Jahrbuch für osteuropäische Geschichte, mit Jahr und Heft], S.231, S.232 f.; vgl.: Oberkommando in den Marken, 28.5.1918 (Abschrift), in: Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Berlin [PA, Berlin], R 2037, unp.
[6] Dokumente aus geheimen Archiven, Bd. 4, 1914-1918. Berichte des Berliner Polizeipräsidenten zur Stimmung und Lage der Bevölkerung in Berlin, 1914–1918, bearbeitet von Ingo Materna und Hans-Joachim Schreckenbach unter Mitarbeit von Bärbel Holtz, Weimar 1987, S.277.
[7] Susanne Miller: Burgfrieden und Klassenkampf. Die deutsche Sozialdemokratie im Ersten Weltkrieg, Düsseldorf 1974, S.381-384.
[8]Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv Berlin [SAPMO-BArch], NY 4005, Nr.78, Bl.156 f.
[9]Spartakus Nr.9, Juni 1918, in: Spartakusbriefe, hrsg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin [Ost] 1958, S.426-429.
[10] Details zu entsprechenden Interventionen Joffes: siehe weiter unten; Beispiele für entsprechende Stellungnahmen der Spartakusgruppe: Spartakusbriefe, S.452 f., S.468, S.470.
[11] Ottokar Luban: Spartakusgruppe, revolutionäre Obleute und die politischen Massenstreiks in Deutschland während des Ersten Weltkrieges, in: Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen, Bochum, Nr. 40 [2008], vor allem Kapitel: Der Munitionsarbeiterstreik im Januar / Februar 1918.
[12] Ottokar Luban: Mathilde Jacob. Mehr als Rosa Luxemburgs Sekretärin! Mit dem Text von M. Jacobs einziger öffentlicher Rede (19.12.1920), in: JahrBuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 2002/III, S.114 f.
[13]Brief an seine Tochter Hedwig, in: SAPMO-BArch, NY 4445, Nr.155, Bl.260; Ottokar Luban: Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden gegen Mathilde Jacob und Leo Jogiches (1915-1918). Einige Ergänzungen zu ihren politischen Biographien, in: IWK - Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Jg. 31 (1995), H.3, S.328 f.; Bundesarchiv Berlin [BArch Berlin], R 3003, J 638.18, Bl.1-14.
[14] Hermann Duncker an [seine Tochter] Hedwig D., 10.5., 27.5., 15.6., 28.6., 12.8.1918 bzw. an seine Frau Käte, 13.7., 25.7., 12.8.1918, in: SAPMO-BArch, NY 4445, Nr.155, Bl.260-262, Bl.267, Bl.275 f., Bl.278 f., Bl.285-287 (auch Besuch bei Mehring) bzw. Nr.141, Bl.21, Bl.44-46, Bl.77.
[15] Polizeipräsident von Berlin, 3.8.1918, in: PA, Berlin, R 2037, unp.(S.3 des Berichts).
[16] Beispiele: Clara Zetkin: Für den Frieden; Der Kampf um Macht und Frieden in Russland; Kein bängliches Zagen; Neues und Altes (Frauenbeilage der Leipziger Volkszeitung vom 16.11., 30.11.1917, 11.1., 25.1.1918), in: Clara Zetkin: Für die Sowjetmacht. Artikel, Reden und Briefe 1917-1933, Berlin [Ost] 1977, S.33-60; Franz Mehring: Tragik oder Unvernunft?; Neujahr 1918 (Leipziger Volkszeitung, 19.12., 31.12.1917), in: Franz Mehring: Gesammelte Schriften, Bd. 15, Politische Publizistik 1905-1918, Berlin [Ost] 1977, S.755-760.
[17] (Rosa Luxemburg:) Die geschichtliche Verantwortung (Spartakus Nr.8, Januar 1918), in: Spartakusbriefe, S.409, S.410 f. (Zitat); ebenfalls abgedruckt in: Rosa Luxemburg: Gesammelte Werke, Band 4, 6., überarbeitete Auflage, hrsg. von der Rosa Luxemburg Stiftung, Gesellschaftsanalyse und politische Bildung e. V., wissenschaftliche Betreuung: Annelies Laschitza, Berlin 2000, S.374-378, hier: S.377, S.379 (Zitat).
[18] Fritz Rück: November 1918. Die Revolution in Württemberg, o. O, o. J. [Stuttgart 1958, Selbstverlag des Verfassers], S.14; Ottokar Luban: Die „innere Notwendigkeit mithelfen zu dürfen“. Zur Rolle Mathilde Jacobs als Assistentin der Spartakusführung bzw. der KPD-Zentrale, in: IWK, 29. Jg. (1993), H.4, S.436.
[19] Kraf[f]t [d. i. Leo Jogiches]: Warum verzögert sich der Beginn der Revolution in Deutschland so lange? [Prawda, Nr.123, vom 20. (7.) Juni 1918], in: Ruth Stoljarowa: Vor 80 Jahren wurde Leo Jogiches ermordet. Vier unbekannte oder vergessene Dokumente aus den Jahren 1917-1918, in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Jg. 40 (1998), H.4, S.76-79.
[20] Hermann Duncker an Hedwig D., 27.5.1918, in: SAPMO-BArch, NY 4445, Nr.155, Bl.267.
[21] Herman Duncker an Hedwig D., 17.6.1918, in: SAPMO-BArch, NY 4445, Nr.155, Bl.277.
[22] Joffe, 1.-4.6.1918, in: Wulff, Berliner Jahrbuch für osteuropäische Geschichte, 1995/2, S. 236 f., zu Lenins Anfragen: ebd., S.237, Anm.37.
[23] Ebd., S.237.
[24] Joffe an Lenin, 24.6.1918, in: Wulff, Berliner Jahrbuch für osteuropäische Geschichte, 1995/2, S.259.
[25] Brief vom 14./15.6.1918, in: SAPMO-BArch, NY 4445, Nr.155, Bl.275.
[26] Brief vom 5. September 1918, in: Russisches Staatsarchiv für sozialpolitische Geschichte, Moskau [RGASPI], f.5, op.1, d.2134, Bl.31 f .
[27] Ebd., Bl.33.
[28] BArch Berlin, R 3003, J 638.18, Bl.1-14.
[29] Hartfried Krause: USPD. Zur Geschichte der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Frankfurt am Main 1975, S.108 f.; David W. Morgan: The Socialist Left and the German Revolution. A History of the German Independent Social Democratic Party, 1917-1922, Ithaca and London 1975, S.110 f.; Robert F. Wheeler: USPD und Internationale. Sozialistischer Internationalismus in der Zeit der Revolution, Frankfurt/M, Berlin, Wien 1975, S.39-41; Emil Barth: Aus der Werkstatt der deutschen Revolution, Berlin o. J. [1919], S.30.
[30] Karl Liebknecht an Sophie Liebknecht, 6. Juli 1918 und 12. August 1918, in: Karl Liebknecht: Gesammelte Reden und Schriften, Bd.IX, Mai 1915-15. Januar 1919, hrsg. v. Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin [Ost] 1968, S.545, S.557; Leo Jogiches an Sophie Liebknecht, 7.9.1918, in: Feliks Tych/Ottokar Luban: Die Spartakusführung zur Politik der Bolschewiki. Ein Kassiber Leo Jogiches’ aus dem Gefängnis an Sophie Liebknecht vom 7. September 1918, in: IWK, Jg. 33 (1997), H.1, S.92-102, hier: S.100; Rosa Luxemburg: Die russische Tragödie [aus Spartacus Nr. 11, September 1918], in: Rosa Luxemburg: Gesammelte Werke, Bd.4, S.385-392.
[31] Pjetr Stučka: Die deutschen unabhängigen Revolutionäre, in: Pravda, Nr.255, 24.11.1918, S.1; Bericht Gouvernement der Festung Mainz, 11.10.18, über eine Versammlung der USPD Mainz mit dem Referat eines USPD-Funktionärs aus Frankfurt-Hoechst über die Reichskonferenz, in: PA, Berlin, R 382, Bl.230; Robert F. Wheeler: USPD und Internationale, S.41.
[32] Briefe Hugo Haases vom 15.5.1918 bzw. 6.8.1918, in: Ernst Haase (Hrsg.): Hugo Haase. Sein Leben und Wirken. Mit einer Auswahl von Briefen, Reden und Aufsätzen, Berlin o. J., S.159 f., S.161 f.; Robert F. Wheeler: USPD und Internationale, S.41; David W. Morgan: The Socialist Left, S.99-103; Jürgen Zarusky: Die deutschen Sozialdemokraten und das sowjetische Modell. Ideologische und außenpolitische Konzeptionen 1917-1933, München 1992, S.50-55; Brief Joffes vom 5.9.1918, in: RGASPI, f.5, op.1, d. 2134, Bl.33 (Zitat).
[33] In: RGASPI, Moskau, f.5, op.3, d.80, Bl.2 Rücks.; zum roten Terror: Richard Pipes: Die russische Revolution, Bd.2, S.799 ff.
[34] Handschriftlicher Erinnerungsbericht Waleckis, in: RGASPI, Moskau, f. 495, op.124, d.539, Bl.41 Rücks.
[35] Ottokar Luban: Rosa Luxemburgs Kritik an Lenins ultrazentralistischem Parteikonzept, S.115-125, insbes. S.123; Gerd Koenen: Der Russland-Komplex. Die Deutschen und der Osten 1900–1945, München 2005, S.190-204 [allerdings ohne neue archivalische Quellen zum Thema]; Was will der Spartakusbund? In: Rosa Luxemburg: Gesammelte Werke, Bd. 4, S.440-449, insbes. S.448 .
[36] Leo Jogiches an Sophie Liebknecht, 7.9.1918, in: Feliks Tych/Ottokar Luban: Die Spartakusführung, S.100.
[37] Joffe, 1.-4.6.1918, in: Wulff, Berliner Jahrbuch für osteuropäische Geschichte, 1995/2, S. 236 f., S. 240, zu Lenins Anfragen: S.237, Anm.37. In einem 1919 veröffentlichten Erinnerungsbericht Joffes in der Zeitschrift Westnik schisni, Nr.15 (1919), S.36 f. - zitiert nach Richard Pipes: Die russische Revolution, Bd.2, Die Macht der Bolschewiki, Berlin 1992, S.475 – heißt es dazu: „Die [Sowjetbotschaft] leitete und subventionierte mehr als zehn linkssozialistische Zeitungen…“ Namen werden weder hier noch in den Botschaftsberichten genannt.
[38] Joffe, 18.6.1918, in: Wulff, Berliner Jahrbuch für osteuropäische Geschichte, 1995/2, S.256.
[39] Joffe, 24.6.1918, in: ebd., S.259.
[40] Erst Meyer an KPD-Zentrale vom 1.8.1925, in: SAPMO-BArch, RY I 2/3/75, Bl.334 f.
[41] Rosa Meyer-Leviné: Leviné. Leben und Tod eines Revolutionärs, München 1974, S.46.
[42] Käte Duncker an Hermann D., 20.9.1918, Hermann Duncker an Hedwig D., 5.11.1918, in: SAPMO-BArch, NY 4445, Nr.141, Bl.169 bzw. Nr.155, Bl.305.
[43] Rosa Meyer-Leviné: Leviné, S.40 f.; Ottokar Luban: Fanny Thomas-Jezierska (1887-1945).Von Rosa Luxemburg zu Gramsci, Stalin und August Thalheimer – Stationen einer internationalen Sozialistin, in: Jahrbuch für historische Kommunismusforschung, 2003, S.286-319, hier: S.90-294.
[44] Hermann Duncker an Hedwig D., 5.6.1918, in: SAPMO-BArch, NY 4445, Nr.155, Bl.273 (zu Marcussohn); Sonderarchiv im Staatlichen Militärarchiv, Moskau, Nr. 567-3-1247 (Reichsgerichtsakte J 435/18), Bl.4 Rücks., Bl.6 Rücks. (Georg Müller).
[45] Ernst Meyer an KPD-Zentrale, 1.8.1925, in: SAPMO-BArch, RY I 2/3/75, Bl.335.
[46] Polizeibericht vom 26.10.1918, in: Archivalische Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Bd. 4/IV, Die Auswirkungen der großen sozialistischen Oktoberrevolution auf Deutschland, hrsg. von Leo Stern, Berlin [Ost] 1959, S.1681.
[47] „Hunderttausende revolutionäre Flugblätter und Proklamationen wurden Woche für Woche im Hinterland und an der Front gedruckt.“ (Joffe in: Westnik schisni, Nr.15 (1919), S.36 f., zitiert nach Richard Pipes: Die russische Revolution, Bd. 2, S.475 f.).
[48] R. Luxemburg an Julian Marchlewski, 30.9.1918, in: Rosa Luxemburg: Gesammelte Briefe, Bd.6, hrsg. von Annelies Laschitza, Berlin 1993, S.210.
[49] Sonderarchiv im Staatlichen Militärarchiv, Moskau, Nr.567-3-1247 (Reichsgerichtsakte J 435/18), Bl.6 Rücks., Bl.7.
[50] Winfried Baumgart: Deutsche Ostpolitik 1918. Von Brest-Litowsk bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, Wien und München 1966, S.365 f.; die einzelnen Funksprüche sind abgedruckt in: Ursachen und Folgen. Vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart. Eine Urkunden- und Dokumentensammlung zur Zeitgeschichte, bearbeitet von Dr. Herbert Michaelis und Dr. Ernst Schraepler unter Mitwirkung von Dr. Günter Scheel, 2. Bd., Der militärische Zusammenbruch und das Ende des Kaiserreichs, o. O, o. J. [Berlin 1958?], S.534-539; Vermerk (Abschrift), gez. Solf, 1.12.1918 über die Waffenrechnungen, in: PA, Berlin, R 19594, unp.
[51] Erklärungen Emil Barths auf der Sitzung des Rates der Volksbeauftragten am 9.12.1918 sowie Presseerklärung Barths, in: Die Regierung der Volksbeauftragten 1918/19, erster Teil, eingeleitet von Erich Mathias, bearbeitet von Susanne Miller unter Mitwirkung von Heinrich Potthoff, Düsseldorf 1969, S.301 f. sowie S.302, Anm.8.
[52] Erklärungen Hugo Haases auf der Sitzung des Rates der Volksbeauftragten am 9.12.1918 sowie Presseerklärung Haases, in: ebd., S.302 sowie S.302, Anm.7.
[53] Erklärung Emil Barths auf der Sitzung des Rates der Volksbeauftragten am 9.12.1918, in: Die Regierung der Volksbeauftragten 1918/19, erster Teil, S.301; Emil Barth: Aus der Werkstatt der deutschen Revolution, S.33.
[54] RGASPI, f. 5, op.1, d. 1204, Bl.1.
[55] Winfried Baumgart: Deutsche Ostpolitik 1918, S.365, Anm.133..
[56] Petr Stučka: Die deutschen unabhängigen Revolutionäre (mit Zitat); Brief Stučkas an Lenin vom 16.9.1918, in: RGASPI, f.5, op.3, d.255, Bl.1-6.
[57] In: Ursachen und Folgen, 2. Bd., S.535 f. .
[58] Brief Joffes an Lenin, 5.9.1918, in: RGASPI, f.5, op.1, d.2134, Bl.32.
[59] Alexander Vatlin: Im zweiten Oktober, S.195; RGASPI, f.5., op.1, d.2134, Bl.40 Rücls.: „Sogar für die Bewaffnung wollen sie nicht mehr nehmen, als sie bisher genommen haben.“
[60] Jean-Claude Montant: La propagande extérieure de la France pendant la Première Guerre Mondiale. L’exemple de quelques neutres européennes, thèse pour le doctorat de l’État , université de Paris I, Panthéon-Sorbonne 1988, S.1479–1495 f.
[61] Henning Köhler: Ein französischer Agentenbericht aus dem revolutionären Berlin vom Dezember 1918, in: IWK- Internationale Wissenschaftliche Korrespondenz, Nr. 16, August 1972, S.50 (Die einzige mir bekannte Erwähnung, im Gegensatz zu Montant allerdings ohne Quellenangabe).
[62] Alexander Vatlin: Im zweiten Oktober, vor allem S.184-199.
[63] RGASPI, f.5, op.1, d.2134, Bl.40.
[64] Ebd., Bl.41.
[65] Ebd., Bl.41 Rücks..
[66] RGASPI, f.5, op.1, d.2134, Bl.41. Zum Termin: Ebd., Bl.44 Rücks.; Text des Aufrufs: ebd., f.5., op.3., d.554, Bl.1-5 („Wir sind in die letzte Periode des Krieges eingetreten… Tod dem Kapitalismus!“). Auch bei: Susanne Leonhard (Hrsg.): Unterirdische Literatur im revolutionären Deutschland während des Weltkrieges, Frankfurt/Main 1968, S.115-117 mit Zusatz zum Schluss: „Die Gruppe Internationale (Spartakusgruppe), Die Linksradikalen Deutschlands.“
[67] Schreiben Miljutins an Lenin, ohne Datum [nach dem 14. Oktober 1918], in: RGASPI, f. 5, op.1, d.1204, Bl.1 (Für die Übersetzung danke ich Dr. Ruth Stoljarowa).
[68] RGASPI, f.5, op.3, d.80, Bl.2-4.
[69] Brief Marchlewskis vom 19.10.1918 an seine Frau Bronislawa, in: RGASPI, f.143, op.1, d.98, Bl.3 f. [Paginierung wie im Original, eigentlich falsch – möglicherweise wurden 2 Blätter herausgenommen.] (Für die Übersetzung danke ich Dr. Gerd Kaiser.).
[70] RGASPI, f.5, op.1, d.2134, Bl.49 f.
[71] AVP RF, Moskau, f. 04, m.70, d.990, Bl.94 f.
[72] SAPMO-BArch, NY 4445, Nr.155, Bl. 303 (o. D.), Bl. 306 (5.11.1918).
[73] Ottokar Luban: Zwei Schreiben der Spartakuszentrale an Rosa Luxemburg, Juni 1917, 5. November 1918, in: Archiv für Sozialgeschichte, Bd. XI, 1971, S. 239.
[74] Winfried Baumgart: Deutsche Ostpolitik 1918, S.366 f.
[75] Das von Joffe stammende Guthaben der Spartakusführung war den führenden Unabhängigen und revolutionären Obleuten bekannt, die deshalb während des Januaraufstandes 1919 in Berlin bei der Spartakusführung wegen der Finanzierung von Löhnung und Beköstigung für die revolutionären Soldaten und Arbeiter anfragten (Wilhelm Pieck: Erinnerungsmanuskript, in: SAPMO-BArch, NY 4036, Nr.384, Bl.121). [Karl Radek versuchte, Ende Januar 1919 die Verfügungsgewalt über die bei Oscar Cohn deponierten Gelder zu erlangen, um damit die europaweite bolschewistische Propaganda finanzieren zu können (Aussage Radeks vor dem Untersuchungsrichter, 24.2.1919, in: Ottokar Luban: Karl Radek im Januaraufstand 1919 in Berlin. Drei Dokumente, in: IWK, 36. Jg. [2000], H.3, S.389 f.).]
[76] David W. Morgan: The Socialist Left, S.110-112; Robert F. Wheeler: USPD und Internationale, S.40-43.
[77] Ottokar Luban: Die Finanzierung der illegalen Antikriegsflugschriften im Ersten Weltkrieg. Spartakusgruppe und linksbürgerliche Pazifisten im Bund ›Neues Vaterland‹, in: Jahrbuch für historische Kommunismusforschung, 2008, S.32-45. Auch die Zeitung der Bremer Linksradikalen Arbeiterpolitik erhielt finanzielle Unterstützung durch die russische Botschaft.
[78] Hierzu Erinnerungsberichte von beteiligten Obleuten in: Joachim Petzold: Der 9. November 1918 in Berlin, Berlin 1958, S.29, S.32 f.